CROSSFIRE (2022, 30') & AION (2006, 50')
AV-Perfomances von Jacob Kirkegaard
Der heutige Abend ist Bestandteil der Videokunst-Ausstellung paradoks, die sich an der Schnittstelle von bildender Kunst und Bewegtbild verortet und sich dokumentarischen Formaten jenseits des Kinosaals widmet. In der Nebensektion parasound, die sich den Klangdesigns dokumentarischer Formen widmet, wird der renommierte dänische Klangkünstler Jacob Kirkegaard den Sound zweier seiner Arbeiten live performen.
AION arbeitet mit Bildern und Fieldrecordings, die im Oktober 2005 an 4 verlassenen Orten innerhalb der Sperrzone des havarierten Kernkraftwerks Tschernobyl aufgenommen wurden – in einer Schwimmhalle, einer alten Dorfkirche, einer von Schimmel befallenen Sporthalle und in der Ruine eines Konzertsaals.
Kirkegaard hat die angefertigten Tonaufzeichnungen als akustische Porträts der Räume ebendort immer wieder abgespielt und neu aufgenommen, bis sich diese einander überlagernden Schichten zu einer komplexen Struktur erweiterten. Für die visuelle Darstellung der vier Räume experimentierte er mit einer Vielzahl von Techniken (Überlagerungen, Überbelichtungen und Video-Feedback), die als Analogie zu seiner akustischen Methode verstanden werden können. Der Titel AION bezieht sich dabei auf den altgriechischen Begriff αιων, der die „Ewigkeit" oder aber eine Zeitspanne jenseits der menschlichen Vorstellungskraft bezeichnet.
CROSSFIRE beschäftigt sich rein auditiv mit den akustischen Dimensionen des Krieges. Mittels Vibrationssensoren und Messmikrofonen nahm Kirkegaard hierfür Schussgeräusche verschiedener großkalibriger Waffen und Artilleriegeschütze auf und vermischte sie mit Interviews, die er mit einem Veteranen geführt hat. Die essayistische Soundarbeit fragt dabei: Wie klingt Krieg? Hat er eine spezifische tonale Beschaffenheit?